28.02.2013. Die Sonne ist heute heimgekehrt und in der Mittagspause
bin ich zum See hinunter, die Welt meiner maritimen Sehnsüchte zu erahnen, mit den ersten erwartungsvollen Blicken auf das Wasser. Der See ist nur noch in den Buchten zugefroren, auf dem Eis
steht schon das Wasser. Der Wind aus der Seenmitte treibt eine leichte Dünung zu meinem Ufer, ganz unaufgeregt, in steten Perioden, schieben sich kleine Wellen über das flache Wasser auf dem
Eis.
Dort habe ich dann den Fährmann vom letzten Sommer wiedergetroffen, der ICH immer selbst sein wollte.
So ist es: der Glaube an den Dritten verrät, woran wir selber glauben möchten…
Der Abend naht
wir woll’n
nach Haus
der Fährmann muss
noch einmal raus
Er macht die letzte
späte Fahrt
der Wind geht kalt
durch seinen Bart
zwei Meilen noch
dann geht es heim
bei Ankunft
wird’s schon dunkel sein
Am Fährpunkt
steht noch eine Frau
ihr Umriss
schon vom Abend grau
Ihr Haar weht
leicht
im Abendwind
nur noch Minuten -
Nacht beginnt
Und als er anlegt
schau‘n zwei Augen
nun nah – und blau
- und in ihm Staunen -
ihn an
und er hat just erkannt:
dass irgendwas
an ihr bekannt
Seit langen Jahren
denkt er dran
dass da was war
was sie verband
Sie war es damals
die ihn erstmals fragte
vor sieben Jahren
auf den gleichen Tag
was ihn so trieb
zu steuern seine Barke
und was er
an des Fährmanns Sein
so mag
Die Antwort war wohl
sehr verhalten
die Argumente eher banal:
„Nun ja
ich muss den Kurs stets halten
und sicher meine Fahrt gestalten
und dann auch noch
das Geld verwalten
und nächtens liegt sie
im Kanal…
In Sommersglut
bei Frost und Schollen
helf ich
beim Uferwechselnwollen
die einen her
die andern hin
das ist des Fährmanns
tief’rer Sinn“
Gibt’s nicht noch mehr?
hat sie gefragt
er hat
darauf nur „vielleicht...“ gesagt
und zuckte lautlos mit den Schultern
ein Fährmann
der den Tiefsinn wagt?
„Dann komm‘ ich wieder
just nach sieben Jahren
die ganze Wahrheit
zu erfahren…“
So stieg sie ab
die Fähre war grad festgemacht
im Gehen
hat sie leicht gelacht
Wiederseh’n
wiegt manchmal schwer
so viele Jahre ist es her
Er hat sie
mit nach Haus‘ genommen
und sie ist
gerne mitgekommen
Am Boden sitzend
vor’m Kamin
nur wenig Tonic
war im Gin…
So kommt in sie nun sanfte Ruh
und Tag macht still
die Augen zu
Doch dass der Wind nur
ihm die Weisheit gab
nimmt er
mit sich
geheimnisvoll ins Grab.
28.02.2013