Morgenbegegnung

Im mystisch Luch bei Kaniswall

dort rüsten sich zum Elfenball

im frühen Nebel

an den alten Eichen

der Freud am Morgen zu gereichen

die Maids, die reinen Herzens sind

und sich bewahrten ein Stück Kind

 

Ich ward heut Zeuge

noch am kühlen Morgen

die Fahrt zum Tagwerk hatt‘ ich zu besorgen

da sah ich Blüten

in die Haarpracht eingesteckt

ich hielt nun ein

unendlich Sehnsucht war geweckt

 

Das Spiel begann

die erste ward geboren

aus einem Fliederkelch

wie zufällig verloren

trat sie ans Licht, erblickte scheu das Land

die nächste Schwester schon in ihrer Hand

 

Das Luch erwachte

und mit ihm die Welt

die Dritte nun, die Unbedachte

hat mir von ihrem Sein erzählt

von ihrem Grund des Lebens

und von dem einen Tag

den sie zu leben

nun so kurz nur vor sich hat

der ihr nun Maß und Grenzen setzt

doch tat sie völlig ungehetzt

und sprach: "das Leben ist für sich schon Lohn

so wurd‘ ich nicht umsonst gebor’n

 

Genieß den Tag

auch wenn’s nur einer ist

hast mal bedacht

dass jedes Sein hat seine Frist?

und wenn sie lang währt

kann sie Langmut auch erzeugen

musst nicht dem Schicksal

nur auf lange Sicht dich beugen"

 

Gesang hob an

und tanzend einen Reigen

nun timbrig Helle mischte sich ins Schweigen

des Landes, welches sonst so schwer wie Blei

solch Sinn des Daseins

machte es nun frei

 

© Ole Pauperkotte 26.04.2011