Ein Frühlingstag in Potsdam

Das Laub des letzten Herbstes liegt noch wie träge zwischen den Krokussen, die nun erwachen und zwischen den Schneeglöckchen auch. Eherne, in Stein gehauene Kunst und die gesamte preußische Geschichte ruhen über der Natur, Jahrhunderte atmen die Orte hier, martialische Gloria, Niederlagen, zivile Befriedung des Landes, Bau von Deichsystemen zur Besiedlung des Oderbruchs, Beförderung der Agrikultur und des Handwerks, die Gestaltung eines bewundernswerten Sytems einer bis heute gültigen Forstwirtschaft, nachdem die gesamten Eichenhölzer nach England verkauft wurden - für den Flottenbau - und wir zu versteppen drohten; Kiefern waren die Lösung, bis heute.

 

Der einsame Friedrich II hatte hier in Potsdam seine ganz eigene Freiheit gesucht, nach den furchtbaren Jahren mit seinem Vater, hatte er den royalen Hof Berlins sehr bewusst abgeschafft und jene Menschen nun in Potsdam um sich geschart, die der Menschheit und ihm etwas zu geben hatten, Voltaire vor allen, später lagen sie im Zwist. Die Stadt jedoch blühte auf, seine Nachfolger setzten immer noch dieses oder jenes Bauwerk dezent hinzu, Rococco wurde ergänzt durch wunderschöne klassizistische Elemente und Landschaft wuchs so schön, besonders mit Schinkel, zusammen mit Architektur, nicht so oft zu finden in unserer Welt.

 

Ich habe mich heute aufgemacht, in die Natur, in die Geschichte und die Kunst zu reisen, nach einer längeren Zeit intensiven Arbeitens, mit vielen Problemen und dann war auch noch mein PC zerschossen, nach einem Win7 Prof. upgrade, tagelanges Neuinstallieren aller benötigten Programme, unkreativ, man braucht sie eben.

 

Nun aber soll das Herz springen und sich erfreuen an dem schönsten ersten Frühlingstag dieses Jahres, ganz blauer Himmel, kein Wölkchen, obgleich ich die so liebe, diese weißen, schönen, am liebsten die Rügeschen...

 

Ich bin über Sanssouci, an dem schönen kleinen Fließ vorbei, mit einer kleinen Brücke, das schmiedeeiserne Gitter schon marode, ist aber egal, an dem chinesischen Teehäuschen kurz verweilend, zu den Römischen Bädern, die nun, in der Vorsaison noch offen für die Besucher. Dort stehe ich sehr gern, die Aussicht auf die Insel mit dem hohen, schlanken Obelisk, die kleine hölzerne Brücke und dort hinten, an dem Baum im Wasser ein Schwanenpaar, schon nistend - und dann nach Charlottenhof, kurz vorher noch in dem kleinen Rosengarten verweilend. Ich hab alles aufgenommen, wie eine kleine Geschichte, schau sie nur an.

 

Gehen wir die schönen Wege, Erinnerungen kommen auf, an schöne Begleitungen auf diesen Wegen, meine Kinder in meinen jungen Jahren, die mir mal sagten sie hätten diese Sanssouci-Besuche nie so gemocht (pubertäre Gelangweiltheit bei allem was Eltern unternehmen, später sind sie selbst dorthin gefahren), liebe Menschen, mit denen ich die Wege ging, in späteren Zeiten.

 

So werde ich, so lange mir das Leben noch die Kraft lässt, oft noch den schönen Park besuchen... Versprochen vor mir selbst...

 

Potsdam, 17.03.2012 - Ole Pauperkotte