Gundi


Der Herbst ist auch die Zeit der Vergänglichkeit. Wir richten uns ein auf den Abschied. Wir wollen an dieser Stelle eine kleine Erinnerung an einen großen Künstler setzen. Gerhard Gundermann starb 1998. Niemand hat die 90er Jahre so aufgefangen und in seinen Liedern verarbeitet, wie er. Wirklich zu Unrecht ist er fast in Vergessenheit geraten. Wir kennen die Gründe. Deshalb hier die Texte zweier Songs von ihm, die auch etwas mit „Herbst" zu tun haben.


Weisstunoch

 

weisstunoch

wir hatten uns so

nach diesem Sommer gesehnt

und nu isser fast vorbei

 

weisstunoch

wir hatten uns schnell

an die grünen Blätter gewöhnt

und nu isses fast vorbei

der Garten bäumt sich auf

ein letztes Mal

wirft seine bunten Schätze
und jetzt bezahl

jajajaja

 

weisstunoch

wir hatten uns so

nach`m bisschen Wärme gesehnt

und nu isse fast vorbei

weisstunoch

wir hatten uns schnell

an die kurzen Ärmel gewöhnt

und nu isses fast vorbei

 

Wir wissen das alles was kommt

auch wieder geht

warum tut es dann immer wieder

und immer mehr weh

Keine Zeit mehr

 

Aus dem Blütenkranz auf meinem Hut

fall`n die weißen Blätter der Jahre,

fallen auch die schwarzen Blätter der Wut,

mischen sich in meine Haare.

Seltener verlässt mein Herz den Mund,

zögernd strecken sich die Hände

in den Straßenstaub für einen Fund,

langsam lieb ich meine Wände.

 

Und ich habe keine Zeit mehr

im Spalier herum zu stehn,

und im Refrain ein bisschen mit zu singen,

und all den Bescheidwissern hinterher zu gehn,

und jeden Tag nach meiner Wurst zu springen.

 

Und ich habe keine Zeit mehr,

ich stell mich nicht mehr an in den langen Warteschlangen,

wo man sich verkaufen kann.

 

Und ich habe keine Zeit mehr,

ich nehm` den Handschuh auf,

ich laufe um mein Leben und gegen den Lebenslauf.

 

Und ich habe keine Zeit mehr Räuber und Gendarm zu spielen,

den Ämtern meine Treue hin zu tragen,

und rauchende Motoren mit meinem Blut zu kühl`n,

und noch mal eine Liebe auszuschlagen.