Irgendwo zwischen Muntjan und Rambow brach
die Steilküste in den Stürmen des Oktober - und
ich stand dort - wieder allein...
... du fragtest mich, warum die Möwen klagen. Weißt du noch? Es wurde Herbst. Der Strand wurde schmaler nun, nach den vielen schweren Stürmen und wilder wieder.
Unmengen an Treibholz lagen wie zufällig verstreut, die Badesaison war längst beendet, die Steilküste gab ihre Erdrutsche frei, Möwen und Krähen eroberten sich ihre Findlinge im Wasser zurück, die Natur fand wieder zu sich selbst...
Zeit für uns, die Wege zu gehen, von denen wir die letzten Monate geträumt. Wir gingen Hand in Hand, zu reden brauchten wir nicht viel, der Wind, er flüsterte mir leise deinen Namen zu und oben, in ehernem Gekreis, der Flug der Möwen, die unser Stillsein heiser verlachten. Ziellos gingen wir, eben so wie Kinder, die so schön schnell ihre Spiele wechseln, ohne Ernsthaftigkeit noch und bei jedem neuen ihre leichte Phantasie entwickelnd.
Da war er, der Felsen, von dem alle hier in mystischer Bewunderung erzählten, Ziel so vieler Pilger der Sehnsucht. Liebende sollen hierher kommen, ihre Verbindung zu beschwören, dann hielte es über die Ewigkeit. So taten auch wir es, ganz so, wie an der Liebesquelle in Woltersdorf, schöne Prozedur, eine selbstgeschaffene Welt...
Nun gehe ich wieder allein den vertrauten Weg, über mir die Möwen. Der letzte Sturm hat den alten, kleinen Fischersteg mit sich genommen, auf dem ich so oft und gern gestanden, kein Ort mehr, der mir die Symbolik der Weite wenigstens ein Stück näher kommen ließ. So setze ich mich auf die Steine vor Rolandseck, doch der Wind ruft keinen Namen mehr, nur noch ein trauriges, leeres, leises Gestöhn.
Unruhig suche ich wieder mein Haus, bin ich dort, dann zieht‘s mich wieder hinaus, denke immer wieder an den Namen...
So geht es nun an allen Windestagen,
willst du mich noch immer fragen,
warum die Möwen klagen????
Geblieben sind die Hühnergötter, die wir fanden, ewig beständige Symbolik eines zweijährigen Weges, hin zum Rolandseck, in der Flüchtigkeit schnelllebiger und zufälliger Windesrufe.
Sie liegen nun auf meinem Fensterbrett, stoisch - und Epikur trotzend, warten sie auf den Bau des neuen Steges - und es wird ...
© Ole Pauperkotte / Oktober 2007