Zum Tode von Jack Bruce 25.10.2014
Der britische Bassist Jack Bruce, Mitbegründer der unvergesslichen Rockband „The Cream“ ist im Alter von 71 Jahren gestorben. Mit Eric Clapton und Ginger Baker schrieb er in den nur zwei Jahren des Band-Bestehens Musikgeschichte. Sie verkaufte in dieser kurzen Zeit 35 Millionen Platten, mit Songs, die in der Rockgeschichte unvergessen bleiben, wie „White Room“, „Sunshine Of Your Love“, „I Feel Free“, „Politician“. Während seiner Solokarriere spielte das Multitalent Bruce gleichzeitig Rock, Blues und klassische Musik und nahm mehrere Alben auf.
2005 kam Cream nach 37 Jahren wieder zusammen und feierte Comeback-Erfolge in London und New York. Im Februar 2006 bekam die Band einen Grammy für ihr Lebenswerk.
„Er war einfach einer dieser Menschen, die dich dazu bringen, dass du Musik machen willst, und es war ein Genuss, mit ihm zu spielen“, sagte der Gitarrist der englischen Rockband Whitesnake, Bernie Marsden, der „BBC“. „Er umgab sich immer mit großartigen Musikern, aber es war immer die Jack-Bruce-Show.“
Er begann, als die Bassisten noch Helden waren und nach ihm war die Popmusik nicht mehr dieselbe.
Am Ende flossen Tränen. Eric Clapton weinte hemmungslos, als es vorüberging, im Mai 2005, sein Trio Cream verneigte sich noch einmal in der Londoner Royal Albert Hall, wo 1968 mit den Worten "Dankeschön und Gute Nacht" schon Schluss gewesen war. Die Musiker umarmten sich, die Leute standen im Gestühl und heulten mit. Er hätte dem Comeback nie zugestimmt, erklärte Clapton anschließend, wenn Ginger Baker und Jack Bruce bei blendender Gesundheit wären. Bruce spielte damals bereits mit einer fremden Leber seinen Bass. Nun ist er am vergangenen Sonnabend daran gestorben. Und mit ihm ist Cream, eine der einflussreichsten Rockbands aller Zeiten, endgültig in die Geschichte eingegangen.
Zum Jazz fand er über Johann Sebastian Bach, den er sein Leben lang wegen der revolutionären Bassläufe vergötterte. Über den Standbass stieg er um zur E-Bassgitarre, die er bei John Mayall und Alexis Korner spielte, in den Mutterbands der britischen Rockmusik. Sein Bass, der mehr sein sollte als ein Generalbass, grundierte die Orgeln von Graham Bond und Manfred Mann, wo er, je größer deren Bands wurden, an Grenzen stieß, die das Geschäft der Form setzte.
Cream verstanden sich als Gruppe neuen Typs, als sogenannte Supergroup, als Creme der Rockmusik, als musizierende Dreifaltigkeit. Daran zerbrachen sie nach nur zwei Jahren. "We Are Going Wrong" hieß eines ihrer großformatigen und hochkomplexen Stücke. Darin war schon die Erkenntnis angelegt, dass Rock nicht durch sich selbst erneuert werden kann. Und durch Anarchie schon gar nicht.
Auch Jimi Hendrix gründete ein Trio wie im Jazz. Led Zeppelin, Black Sabbath und Deep Purple nahmen ihre Schwere auf. Das Album wurde zum Leitmedium. Bassisten wurden Helden. Andererseits war Cream der Sündenfall, der Pop verlor als Kunstform seine Unschuld an das eitle Virtuosentum.
Als Cream zerstört war, hat Jack Bruce sich eine schottische Insel gekauft, mit Gleichgesinnten gewöhnliche Jazzrock-Alben wie "Songs For A Tailor" und "Out Of The Storm" aufgenommen, mit Legenden wie Carla Bley, Gary Moore und Ringo Starr gespielt und 1993 ein knappes Pflichtkonzert mit Cream zum Eintritt in die Hall Of Fame gegeben.
Sie nannten sich „Cream“, und diese Drei waren tatsächlich die Sahnehaube auf der Popmusik Mitte der sechziger Jahre, denn sie vereinten die Virtuosität des Jazzmusikers mit der Erdung des Bluesman. Trios gab es damals nur im Jazz, das gleichberechtigte Mit- und Nebeneinander war für die Rockmusik neu. Ihr erster Hit hieß programmatisch „I Feel Free“ und war geprägt vor allem vom treibenden Rhythmus und dem expressiven Gesang. Der kam von Jack Bruce, dem Bassisten. Der in Schottland geborene Musiker hatte Cello studiert, war zum Kontrabass gewechselt und hatte bei Alexis Korner gespielt, der Vaterfigur der jungen englischen Musikergeneration. Nun entwickelte er zusammen mit Eric Clapton, Gitarre, und Ginger Baker, Schlagzeug, eine unerhörte Art, den E-Bass zum Klingen zu bringen. Bruce machte das Instrument zur zweiten Säule der Musik.
Sein Anteil war nicht mehr bloß wie meistens im Jazz das Solo irgendwann im Stück, er spielte von Anfang an das Solo – wie auch Clapton und Baker. So entstanden echte Rock-Evergreens; ein Gutteil des Cream-Materials wurde von Jack Bruce auch geschrieben. Bisweilen, so soll er einmal gescherzt haben, habe er bei den Improvisationen nicht mehr gewusst, in welchem Song er sich gerade befand.
Bruce verstand sein Spiel nie als Begleitung, eher als Gegenpart zur Gitarre, er verlieh seinem bundlosen Instrument einen mitunter stampfenden Rhythmus und einen rau pulsierenden Sound, der in spannungsreichem Kontrast zu seiner hellen Stimme stand.
Aber die drei virtuosen Egos hielten es nicht lange zusammen aus, nach zwei Jahren war die Luft aus der Sahnehaube gewichen, die erste „Supergroup“ – für sie wurde das Etikett erfunden – war Geschichte, aber die Musiker waren stilbildend geworden für den Rock.
Vor neun Jahren aber, als er schon todkrank war, gab Jack Bruce wieder den Revolutionär von 1968. Er spielte ein Instrument, das aussah wie ein umgehängtes Cello, wie eine Gitarre, und er hatte sich das Haar passend zum Holz getönt. Wenn er ein Solo gab, stand die Royal Albert Hall. Und wie er das so machte, im geblümten Hemd, mit einer Stimme, als wäre sie nicht mit ihm gealtert, sahen alle drei von Cream wieder wie Wunderkinder aus, die keine Superstars sein und nur spielen wollen. Eric Clapton hat Jack Bruce, seinen Bassisten, damals würdevoll verabschiedet.
Pink Floyds Bassist Roger Waters bezeichnete ihn als den wahrscheinlich begabtesten Bassisten aller Zeiten.
Die Welt der Musik wird ohne ihn ärmer sein, aber er lebt weiter in seiner Musik und auf ewig in unseren wunderschönen Erinnerungen an eine Musik, die uns bis zu unserem letzten Atemzug prägen wird.