Zum Tode von Klaus Renft

... das erste Mal sah ich Renft 1969 auf dem Tennisplatz in Berlin-Friedrichshagen, ein Open-Air-Konzert, damals noch mit Fats und Schweinchen-H.J. Beyer, ich kann mich noch erinnern, an Eleonore Rigby von Vanilla Fudge, Child in Time von Deep Purple, Little Wing von Jimi Hendrix. So etwas hatte ich live noch nicht gesehen und gehört. Am nächsten Tag dann noch einmal in Schöneiche bei Berlin, das Konzert unterbrochen von Stromausschaltungen durch Stasi-Beamte oder vielleicht auch subalterne Kulturfunktionäre.

 

Ihr habt euch damals in mein Herz gespielt, das wahrscheinlich bis zum Ende meiner Tage auch für euch schlagen wird. dann kam die schöne Zeit eurer eigenen Produktionen und ich wurde Student in Leipzig, bin lange Touren gefahren, nach Gaschwitz zum Beispiel, wo des Abends die Braunkohlenbagger klangen, wie ein explodierender Hundezwinger. ich erinnere mich eines Konzerts im Kino Capitol, Sonntagvormittag war’s, die Karten zu bekommen war schon eine Odyssee. Beschwingt sind wir nach Hause gegangen, Power to the People...

 

Eure Songs haben mein Bewußtsein mitgeprägt, den kritischen Blick, mir geholfen, auch in schweren Zeiten durch Metaphern Kritik zu üben und immer an der Wahrheit festzuhalten. Und euer Sound – der hat mich einfach umgehauen, v.a. live...

 

Euer Verbot hat mich traurig und zornig gemacht und mich endgültig innerlich entfernt. Geblieben waren eure LP’s, die ich immer wieder gehört habe. Als einmal, in den 80er Studentinnen von mir zu einer Konsultation zu mir nach Hause kamen, sahen sie eure LP’S in meinem Regal. „Heee, sie sind Renft-Fan, die finden wir auch toll..“ es war bereits die 80er Jahre Generation, doch das spielte keine Rolle...

 

Wie haben wir uns gefreut, als „die Legende kehrt zurück“ Anfang der 90er in Berlin Weißensee im „Peter Edel“ spielte, kurz nur, denn bald kam euer Streit. Irgendwann zu dieser Zeit schenkte unsere Tochter uns zu meinem Geburtstag zu einem Konzert von euch zwei Karten im „Halfort“ in der Storkower Straße. Ich glaube, wir waren fast die einzigen Gäste. es war ein grottenschlechtes Konzert und Monster hat sich besoffen. Doch das war auch euer Markenzeichen, entweder absolut top oder eben total daneben, wie damals beim Fasching in der Leipziger Handelshochschule, wo ihr alle besoffen wart.

 

Macht aber nichts. Wichtig ist, was bleibt. Unvergessliche Songs, Konzerte, die ich nie vergesse, eine Jugendliebe, die so ganz auf der gleichen Welle schwamm und „leicht und uferlos so bloß lag“, bei eurer Musik. Ihr wart ein Teil meines Lebens, danke.

 

Und der Klaus, der heute ging, sich auf den weiten Weg zu machen, in den Olymp der Rocker, wo sich grenzenlos alle Großen treffen, die ernsthaft Rockmusik gemacht, der war das Urgestein, hat die Band geformt, gegen alle Widerstände, immer wieder neue große Künstler um sich geschart, bis dieses außergewöhnliche Gebilde entstand, das wir nie vergessen werden.

 

Farewell, Klaus, dein Name wird Bestand haben, wir werden noch sehr lange an dich denken – und komm gut an – und höre nie auf, dort oben ist der Sound noch viel besser – und er kostet nichts...

 

(Eintrag ins Renft-GB vom Montag, 9. Oktober 2006, 23:02 Uhr)

 

Ole Pauperkotte

 

 

Irgendwann werd ich mal etwas ganz Großes tun...
Irgendwann werd ich mal etwas ganz Großes tun...